2021
Projekt: Migrantenerzählungen und ästhetische Praktiken im mediterranen Kino
Sahar El Echi
(Doktorandin, Université de Tunis/ Tunesien)
Sahar El Echi (1992) lebt und arbeitet in Tunesien. Die bildende Künstlerin, Filmemacherin und Wissenschaftlerin Sahar El Echi wurde in Tunis geboren, wo sie ein Studium in Grafikdesign absolvierte. Sie erwarb 2014 ihren Bachelor-Abschluss in Grafikdesign und 2017 ihr Master-Diplom in visuellem Design am Higher Institute of Fine Arts of Tunis (ISABT). Derzeit arbeitet sie an ihrem Promotionsprojekt in Filmwissenschaften an der ecole superieure de l’audiovisuel et du cinema (ESAC) über die Erzählungen des Exils im mediterranen Kino (2000-2020). Sahar El Echis Forschungen bewegen sich an der Schnittstelle zwischen Film- und Sozialwissenschaften. Sie führte Regie bei zwei Kurzfilmen, Mutation (2016) und Entre-Deux (2018), die auf vielen internationalen und nationalen Festivals vertreten waren. Sie bedient sich verschiedener Medien, darunter Kino, Fotografie und Videokunst. Außerdem stellt sie ihre Arbeiten in vielen Kunstgalerien aus. Sahar El Echi wurde für verschiedene internationale Programme ausgewählt: The Documentary Film Methods für Filmlehrer an der Danish Film School in Kopenhagen (2019), The Beirut – Locarno Industry Academy International, Beirut Talents als Teil der Berlinale Talents.
Projekt der Aesthetics & Cultural Practice
In den letzten zwanzig Jahren hat das Phänomen der Migration Fragen aufgeworfen, die die Gesellschaft beunruhigen und die das Kino seinerseits in Frage stellt. Das Kino bietet der Geschichte von Exilant*innen ein Leseinstrument und zeigt, wie die Gesellschaft mit dem Anderssein umgeht, indem sie sich auf die Figur des Fremden stützt. Mit Exilant*innen sind gemeint: Immigrant*innen, Deportierte, Expatriierte, illegale Migrant*innen und Menschen ohne Papiere. Aus soziologischer Sicht wird das Exil unter dem Gesichtspunkt betrachtet, welchen Platz es in den verschiedenen administrativen und rechtlichen Mechanismen einnimmt. Das Exil wird in der Tat als passives Subjekt und nicht als aktive*r Akteur*in betrachtet. Der Identitätscharakter einer Gruppe wird jedoch nicht nur durch die von den Institutionen der sozialen Klassifizierung definierten Beziehungen bestimmt. Sie wird auch durch die intersubjektiven Beziehungen und im weiteren Sinne durch ihren jeweiligen Platz im Spektrum der Ideologie und der Repräsentationen bestimmt. Diese Untersuchung fragt nach den Geschichten des Exils im Verhältnis zu ihren filmischen Darstellungen. Es wird vorgeschlagen, die Art und Weise, wie diese Geschichten im Kino erscheinen, durch einen im Wesentlichen narrativen Ansatz zu begreifen. Die Geschichte des Kinos ist insofern interessant, als sie eine Epoche, eine Bewegung und eine Produktionsweise als variable Realitäten begreift, die sich in ständigem Wandel befinden. Sie hat eine hermeneutische Berufung, weil sie auf allen Ebenen arbeitet und mit anderen Disziplinen wie Soziologie und Anthropologie interagiert.