Dorothée Hagenstein

(Doktorandin, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg / Deutschland)

Dorothée Hagenstein ist Lehrerin und externe Doktorandin. Sie hat ein zweisprachiges Lehramtsstudium (Französisch, Politik und Philosophie) an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg, Deutschland, in Kombination mit Europäischen Kulturwissenschaften absolviert. Sie studierte auch am Kigali Institute of Education, unterrichtete mehrere Jahre in Ruanda und schloss ihr Studium mit der Arbeit: “Bildungsreform in Ruanda: Englisch oder “Kinyarfranglais” als neue Unterrichtssprache? Eine empirische Analyse der Mehrsprachigkeit im ruandischen Schulsystem”. Dorothée absolvierte ihr Referendariat in Potsdam an einer UNESCO-Projektschule. In der Masterarbeit ging es um Kinderrechte und deren praktische Umsetzung in der Schule. Seit August 2020 lebt Dorothée mit ihrer Familie in Tunesien. Hier hat sie für das Goethe-Institut gearbeitet und freut sich, dass sie nun die Möglichkeit hat, ihr Studium fortzusetzen. Sie interessiert sich für postkoloniale, feministische Theorien und ihre Forschungsinteressen sind Menschenrechtsbildung, Kinderrechte und Bildungsungleichheit.

Projekt Mémoire & Justice

Human rights and human rights education in postrevolutionary Tunisia: actors – multiplicators and discourses

Ich befinde mich in der Anfangsphase meines Promotionsprojekts und bereite meinen Forschungsantrag vor. Der Arbeitstitel meines Forschungsprojekts lautet “Formen der Menschenrechtserziehung im postrevolutionären Tunesien: Akteure – Multiplikatoren und Diskurse”. Menschenrechte spielten während der Revolution des Arabischen Frühlings 2011 und des gesamten Transformationsprozesses, aber auch in Zeiten des postkolonialen und postrevolutionären Tunesiens eine wichtige Rolle. Ausgehend von postkolonial-feministischen Ansätzen möchte ich in meinem theoretischen Teil die “eurozentrische” Sicht auf die Menschenrechte als “westlich” hinterfragen und das Dilemma “Universalität” versus “Kulturrelativismus” diskutieren. Ein kurzer Überblick über die Geschichte der Menschenrechte, die abendländische Tradition sowie das Verhältnis von Islam und Menschenrechten könnte zu einem kulturübergreifenden “übergreifenden Konsens” über die Menschenrechte führen (Bielefeld). Durch den Vergleich des deutschen und tunesischen Diskurses zur Menschenrechtsbildung sollen zentrale nationale Akteure analysiert werden.

 

Ein Schwerpunkt wird auf der Aktivistengruppe von Lina Ben Mhenni und ihrem anhaltenden Kampf für Menschenrechte im postrevolutionären Tunesien liegen. Ein anderer auf das Arabische Institut für Menschenrechte, das Observatoire des droits de l’enfant und die Tunesische Liga für Menschenrechte. Die wichtigsten Methoden meines qualitativen Ansatzes sind halbstandardisierte Interviews und Dokumentenanalysen mit einer inhaltsanalytischen Auswertung.

Meine Forschung wird von den folgenden Forschungsfragen geleitet: Welche Formen der Menschenrechtserziehung gibt es im postrevolutionären Tunesien? Welches Verständnis von Menschenrechten und Menschenrechtsbildung haben die tunesischen Akteure und Studierenden? Was sind die Chancen und Herausforderungen der Menschenrechtsbildung im Transformationsprozess?

Tunesien ist ein interessantes Beispiel für konkrete zivile Menschenrechtsaktivitäten, die auf didaktischer Ebene auch als interdisziplinärer, transkultureller Ansatz der Menschenrechtsbildung in Schulen und Universitäten genutzt werden könnten.

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